An einem schönen Tag im Mai hat es uns zu einer Wanderung mal ein ordentliches Stück moselaufwärts verschlagen. Gelandet sind wir im Dortebachtal, welches nahe der Gemeinde Klotten an der Mosel liegt.
Das Dortebachtal ist ein Naturschutzgebiet – und zwar nicht nur irgendein x-beliebiges Naturschutzgebiet, sondern das älteste Naturschutzgebiet des Moseltals. Das Besondere an diesem Naturschutzgebiet ist, dass es nach der letzten Eiszeit ein besonderes Kleinklima beibehalten hat und sich somit auch heute noch in diesem Tal Pflanzen und Tiere angesiedelt haben, die ihre Heimat eigentlich in Mittelmeerländern, am Schwarzen Meer, am Atlantischen Ozean oder in den Alpen haben.
Tipp: Wer gerne fotografiert, kommt in diesem Tal wirklich auf seine Kosten. Es lohnt sich also durchaus das eine oder andere Kameraobjektiv mehr mitzuschleppen. Sollte man es wirklich auf die besonderen „Stars“ des Dortebachtals abgesehen haben, muss man allerdings Einiges an zusätzlicher Zeit und Geduld einplanen. Unser Equipment findet ihr hier.
Wir machen leider zu Beginn unserer Wanderung den Fehler und parken in Klotten am Bahnhof, sodass wir gute 600 Meter an der B49 zurücklaufen müssen. Parkt am Besten direkt an dem Schild mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet Dortebachtal“, welches auf der rechten Seite (wenn ihr aus Koblenz kommt) an der B49 steht. Hier ist nämlich auch der offizielle Wanderparklplatz.

Am Wanderparkplatz erwartet euch eine Infotafel, die euch auch die beiden „Stars“ des Dortebachtals vorstellt:

Der Apollofalter (Parnassus apollo) stammt aus den Alpen und wurde durch die Eiszeit in dieses Tal geführt. Der Schmetterling ist relativ sensibel, was Temperaturen angeht und heute ist es ihm schlicht zu kalt zum Umherflattern.
Ein weiterer Star ist die Smaragdeidechse, welche vom Aussterben bedroht ist. Ein Besonders beliebtes Fotomotiv stellen die Männchen mit ihrer blauen Kehle dar. Wie sollte es anders sein – ein Logo mit der Eidechse wurde für diese Route als Wegbeschilderung gewählt 😉

Nach der Bahnunterführung, die direkt an den Wanderparkplatz angrenzt, führt der Kulturweg nach links. Uns entfährt ein leises „Wow“ als wir einige Schritte in das Dortebachtal hineingelaufen sind. Hier herrscht wirklich eine vollkommen andere Welt. Flora und Fauna sind deutlich grüner, der Wegesrand ist gesäumt von üppigen Farnen. Auch das Klima ist deutlich anders. Natürlich ist es in dem schattigen Tal auch einige Grad kühler, aber hier herrscht ein ganz eigenes Mikroklima. Würde man uns erzählen, das wir irgendwo in Südostasien im Dschungel stehen – ja, wir wären doch geneigt es zu glauben.
Immer wieder queren wir Holzbrücken Kleine Wasserfälle begleiten unseren Weg
Der Weg führt an einem kleinen Bach entlang, den wir auf dem Weg zu dem vor uns liegenden Wasserfall mehrfach dank Holzbrücken queren. Alle Holzbrücken waren in einem tadellosen Zustand, sodass man angstfrei und trocken auf die andere Seite kommt. Zusätzlich müssen wir ein paar Steinstufen überwinden. Immer wieder treffen wir auf kleine „Mini“Wasserfälle – ein Vorgeschmack auf das, was uns nach rund 700 Metern erwartet.
Kleine „Mini“Wasserfälle Weg entlang des Dortebaches Steinstufen auf dem Weg zum Wasserfall
Während sich unser Weg zum Wasserfall in leichten Schlangenlinien mal links, mal rechts, mal etwas weiter weg und mal direkt am Dortebach entlang erstreckt, haben wir immer wieder die Kamera mit Teleobjektiv in der Hand in der Hoffnung zufälligerweise doch eine der Berühmtheiten zu erwischen. Leider treffen wir keinen Apollofalter und keine Smaragdeidechse, aber einige andere Schmetterlinge. Schmetterlingsliebhaber sollten hier unbedingt ihre Kamera dabei haben!



Auch unsere Suche nach dem Weißen Diptam bleibt leider erfolglos. Dieser wurde im Mittelalter auf Grund seiner Bestandteile als Heilpflanze angebaut. Zu den Bestandteilen zählen unter anderem ätherische Öle, welche an heißen Tagen verdunsten. Bilden sich dadurch kleine Tröpfchen kann es durch eine Brennglaswirkung dazu kommen, dass sich die Pflanze sogar selbst entzündet. Dies brachte ihr den Beiname „Brennender Busch“ ein.
Kurz vorm Wasserfall bleiben wir abrupt stehen. Irgendwie hört der Weg hier auf. Wir hören allerdings bereits den Wasserfall und auch wenn die Beschilderung etwas dürftig ist, sind wir uns sicher, dass wir hier richtig sind. Dann sehen wir es – vor uns liegt ein kleines Stück, wo es über nasse Steine mit einem „Geländer“ weitergeht.

Nach unserer kleinen Kletterpartie erreichen wir nun endlich den Wasserfall.
Der Wasserfall soll übrigens auch im Winter noch einen Besuch wert sein – nämlich wenn das Ganze zu einer imposanten Eiswand anwächst.

Nach dem Wasserfall geht es über Serpentinen hinauf zum Bergplateau „Klottener Neuwald“. Über 100 Höhenmeter gilt es auf diesem kleinen Teilstück zu überwinden – und der Pfad ist stellenweise wirklich schmal. Wir sind froh, dass hier unter der Woche nur so wenige Wanderer unterwegs sind, dass uns niemand entgegenkommt.
Auf dem Bergplateau schnaufen wir erstmal kräftig durch. Der Anstieg hatte es in sich. Wir können euch aber versichern, dass es ab hier flach wird und dann auch irgendwann wieder bergab geht 😉

Wir folgen unserem Weg weiter und kommen auf einen Waldweg, wo wir die Möglichkeiten haben rechts oder links. Ein Hinweisschild mit der Eidechse sehen wir leider nicht, also befragen wir Komoot und entscheiden uns dann für rechts.
Der Weg führt uns noch einige Zeit durch den Wald, setzt sich dann zwischen Feldern fort, biegt in den Feldern nach rechts ab (hier steht dankenswerterweise ein Eindechsen-Hinweisschild) und führt uns dann wieder in den Wald.
Im Wald begleitet uns das Vogelgezwitscher und natürlich auch hier – Schmetterlinge.
Augenfalter Kohlweißling
Als wir aus dem Wald rauskommen, können wir uns wieder zwischen links und rechts entscheiden. Da wir auch hier kein Eidechsen-Hinweis sehen, wenden wir uns nach rechts und folgen ab hier bis zum Ende unserer Tour einer der 24 Etappen des Moselsteigs (Etappe 19: Cochem – Treis-Karden).
Irgendwie verpassen wir die Abzweigung zum Annischerhof und laufen dafür am Waldrand entlang auf dem Moselsteig. Irgendwann treffen die beiden Wege auch wieder aufeinander und führen dann gemeinsam wieder in den Wald.
So langsam beginnt der Abstieg. An einer Weggabelung führt rechts der Hauptweg weiter Richtung Wanderparkplatz. Wenn man sich links hält, gelangt man zum Aussichtspunkt „Kasteschkopp“ Wir empfehlen euch unbedingt den paar Meter langen Abstecher zu machen, da ihr von dort einen herrlichen Ausblick auf die Mosel habt. Zusätzlich lädt eine überdachte Picknickbank und eine Parkbank (mit Blick auf die Mosel) hier zum Verweilen ein.
Das Besondere an diesem Teilstück der Mosel zwischen Klotten und Treis-Karden ist, dass die Mosel hier schnurgeradeaus fließt – ohne eine Krümmung (Mäander). Es handelt sich dabei um das längste gerade Teilstück der Mosel auf dem ganzen Flußverlauf von den Vogesen bis nach Koblenz. Das Titelbild ist eine Panoramaaufnahme und sieht deswegen so gekrümmt aus.
Wir gehen nach einer ausgiebigen Pause mit diesem Traumausblick zurück zum Hauptweg und machen uns an den Abstieg. Auch hier geht es auf engen Wegen voran. Trittsicherheit empfehlen wir sowohl für Auf- als auch für Abstieg! Zusätzlich kann es nicht schaden, wenn man schwindelfrei ist…
Nach einigen breiten Serpentinen erreichen wir wieder den Dortebach und kommen wieder zu unserem Weg vom Anfang. Hier seht ihr die offizielle Tour (mit dem Abstecher zum Annischerhof):

Der offizielle Weg hat eine Länge von 5 km (Wir kommen dank falschem Startpunkt, aber ohne Schlenker über den Annischerhof auf 6,8 km) und es gilt 240 Höhenmeter zu überwinden.
Fazit:
– Das Tal ist definitiv etwas Besonderes – das merkt man schon beim Betreten dieses Mosel-Seitentals. Klima, Pflanzen, Tiere…hier scheint man sich direkt an einem anderen Ort zu befinden.
– Die Strecke bietet sehr viel Abwechselung, wie bspw. mal eine Steintreppe, unter einem umgekippten Baumstamm drunter durch oder oben drüber und die klitzekleine Kletterpartie. So macht uns Wandern Spaß =
– Die Beschilderung ist sehr dürftig (oder wir haben laufend die Hinweisschilder übersehen?!). Gerettet hat uns hier Komoot, wo wir bei den Abzweigungen öfters mal geschaut haben, ob wir rechts oder links lang müssen.
– Die Wanderung ist leider mit 5 km relativ kurz, aber dafür hat man viel mehr Zeit für Fotopausen 😉
Das Video zum Bericht findet ihr hier:
Viel Spaß beim Nachwandern
Eure Sakuschi