Nach unserem Besuch am Baligate fahren wir nun weiter in Richtung Pura Besakih – dem Muttertempel. Er ist der größte und wichtige Staatstempel auf Bali. Immer näher kommen wir dem Vulkan Agung, der 1963 das letzte Mal einen großen Ausbruch hatte. Der Muttertempel, obwohl an den Kegel des Vulkanes gebaut, wurde von dem Ausbruch völlig verschont. Die Lavaströme haben sich vor dem Tempel geteilt. Die Götter haben ihn beschützt, da sind sich die Balinesen sicher. Auch wir sind von dieser Geschichte unweigerlich beeindruckt.
Als wir ankommen, ist von dem Tempel erst einmal weit und breit Nichts zu sehen. Eine von Shops und Häusern gesäumte Straße führt bergauf. Hier müssen wir in der Nähe des Parkplatzes den obligatorischen Tempeleintritt bezahlen. Außerdem die Gebühr für den „Transfer“. Den Berg hoch transportiert, wird man nämlich von einem Fahrer auf seinem Roller.
Tipp: Im Eintrittspreis inkludiert ist der Besuch des Tempels, der Sarong, der kurze Rollertransfer, sowie der Tempelführer, da man sich in diesem Tempel als Nicht-Hindu nicht alleine bewegen darf. Alles weitere ist Trinkgeld.
Am Tempeleingang erwarten uns schon diverse Verkäuferinnen mit abgepackten Paketen. Dies seien die „Gaben für die Götter“, kleine aus Palmwedeln gefaltete Schälchen, gefüllt mit Blüten und Reis. Außerdem ein wenig Räucherwerk und Streichhölzer.
Für die Hindus auf Bali gehören die Opfergaben an ihre Götter (oder Dämonen) zu ihrem Alltag. Jeden Tag am Morgen stellen sie frische Opfergaben vor ihre Türen und in ihre Hausaltäre. Oft werden auch Lebensmittel beigefügt. Es ist teilweise fast umöglich auf einer Straße zu laufen, ohne auf eine solche Opfergabe zu treten. Schlimm ist das nicht. Sobald die Opfergabe draussen steht, gilt das Opfer als erbracht. Trotzdem versuchen wir immer wieder drumherum zu laufen – einfach aus Respekt vor der anderen Kultur/Religion.
Wir lassen uns natürlich breitschlagen und erwerben jeder seinen Satz Opfergaben. Hier kann gerne gehandelt werden. Die zuerst aufgerufenen Preise sind völlig überzogen. Die Götter nehmen, was jeder Einzelne erübrigen kann 😉
Tipp: Ein Vorteil den man hat, wenn man eine Opfergabe erworben hat, ist, dass man damit auch den inneren Bereich des Tempels zusammen mit dem Führer betreten darf, um den Göttern die Gaben darzubringen.
Im inneren Bereich das Tempels haben wir eine kleine Schrecksekunde. Unser Führer bietet uns an, dass er ein paar Fotos machen könnte, da wir nicht weiter dürfen als zu dem Altar, wo wir unsere Opfergaben ablegen. Kurzerhand geben wir ihm die Kamera und er macht fleißig Bilder. Auf einmal tritt er durch eine Tür und ist nicht mehr in unserem Blickfeld…eine Minute vergeht…eine zweite Minute vergeht…langsam werden wir nervös. Allerdings dürfen wir keinen Schritt weitergehen. Noch während wir überlegen, was wir jetzt tun sollen, kommt er wieder, drückt uns die Kamera in die Hand und weiter geht die Tour. Puuuuh, Glück gehabt!
Der Tempel selbst ist mehr als beeindruckend. Balinesicher Vulkanstein mischt sich hier mit Granit. Die Tempeldächer, die sogenannten Meru, reichen bis zu 11 Stockwerke in die Höhe. Höher geht es bei einem balinesichen Tempel nicht.

Der Tempel selbst wird von beeindruckenden Tempelwächtern geschützt: Grimmige Steinfiguren, die aussehen, als könnten sie jeden Moment zum Leben erwachen. Nach aussen, vom Tempel weg gewandt, beschützen sie ihn vor bösen Geistern.

Wir folgen unserem Tempelführer, der uns geduldig auf Englisch erklärt, was die einzelnen Teile des Tempels bedeuten, dass es früher ein Kastensystem auf Bali gab und man dies auch heute noch an den verschiedenen Schreinen, einer für jede Kaste, sieht.
Immer höher steigen wir hinauf, jahrhundertealte Stufen, von der Masse der Menschen abgetreten. Man hört die Zirkaden in der Lautstärke eines Heavy Metall Konzertes, aber zum Glück nur hier im Dschungel. Ganz oben befindet sich das Allerheiligste des Tempels, das nur bei besonderen Zeremonien im Jahreszyklus benutzt wird. Von hier oben hat man einen tollen Blick über die Insel und es geht ein fast kühler Wind – höchtens 25°C.
Beeindruckt steigen wir hinab, man kann die Geschichte und den Atem der Götter förmlich fühlen. Am Ausgang holt uns das Weltliche allerdings schnell wieder ein. Das Trinkgeld, das wir unserem Führer zukommen lassen, ist ihm wohl zu wenig. Er beschwert sich auf Englisch. In dem Wissen, das wir ihn ja bereits mit unserem Eintritt bezahlt haben, bedanken wir uns freundlich und machen uns an den Abstieg zum Parkplatz. Die Abschlußszene mit unserem Führer ist tatsächlich das erste und einzige Mal, dass wir einem nicht-freundlichen Balinesen begegnen. Ansonsten ist uns immer nur Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft entgegen gebracht worden.
Nun sind wir wirklich kaputt, da wir den ganzen Tag unterwegs gewesen sind. Agung fragt uns freundlich, ob wir noch etwas anschauen wollen. Wir sind uns einig: Was wir jetzt sehen wollen, ist unser Pool. Agung versteht und wir machen uns auf den Rückweg ins Hotel, während uns auf der Rückfahrt immer wieder die Augen zufallen.
Für den Abend haben wir uns etwas besonderes vorgenommen. Ein Tipp aus Deutschland, ein absoluter Spitzenitaliener auf Bali, mit phantastischem Eis, schon seit 20 Jahren dort ansässig. Das müssen wir uns natürlich anschauen, gerade weil dies für Bali eine wirklich skurile Lokalität ist. Also ab zum Abendessen zu Massimo, den wir wirklich uneingeschränkt empfehlen können.
Tipp: Wer nur einen von Massimos phantastischen Eisbechern haben möchte, kann diese auch am Straßenverkauf am Restaurant-Eingang tun. Aber probieren solltet ihr dieses köstliche Eis auf jeden Fall!
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